Der von OHB Schweden entwickelte Erdbeobachtungssatellit Odin ist mittlerweile der zweitälteste Satellit in der Familie der ESA Third Party Missions und gilt als Wunder der Technologie. Odin ist so leistungsfähig konzipiert, dass er schon seit dem 20. Februar 2001 kontinuierlich verlässliche Daten erfasst und nun seinen 18. Geburtstag im Orbit feiert. Seit seinem Start hat der Satellit mittlerweile rund 98.000-mal die Erde umrundet. Happy Birthday, Odin, und Prost!
Odin, benannt nach dem Göttervater der nordischen Mythologie, kombinierte zunächst zwei wissenschaftliche Funktionen. Zum einen lieferte er von seiner 600 km langen sonnensynchronen Erdumlaufbahn Daten über die Sternbildung und zum anderen erforschte er die Mechanismen, die hinter dem Abbau der Ozonschicht in der Erdatmosphäre stecken. Die Mission Odin startete als internationale Minisatellitenmission unter der Leitung Schwedens und in Kooperation mit Kanada, Frankreich und Finnland. Das Projekt wurde gemeinsam von den Raumfahrtagenturen Schwedens SNSB (Swedish National Space Board), Kanadas CSA (Canadian Space Agency) und NSERC (Natural Sciences and Engineering Research Council), Finnlands TEKES (National Technology Agency of Finland) und Frankreichs (CNES) durchgeführt und finanziert. Seit Mai 2007 ist Odin eine gemeinsame Mission mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA, eine so genannte „Third Party Mission“, und beschäftigt sich nun vorrangig mit dem Zustand der Erdatmosphäre und bringt uns wichtige Erkenntnisse über die uns drohenden Klimaveränderungen. Die Daten der Third Party Missions werden anhand bestimmter Vereinbarungen mit den Eigentümern oder Betreibern und gemäß der ESA-Datenrichtlinien verteilt.
Von Schweden in den Orbit
Odin ist der fünfte wissenschaftliche Forschungssatellit, der in Schweden entwickelt wurde. Als sich das Odin-Projekt noch in der Anfangsphase befand, entdeckten die Atmosphärenforscher, dass sie mit den gleichen Instrumenten die Erdatmosphäre messen können, die Astronomen zur Weltraumforschung nutzen. Im Odin-Projekt interessieren sich die Aeronomie-Forscher vor allem für Wasser-, Chlormonoxid- und Ozonverteilungen. Die Astronomen interessieren sich vor allem für Wasser- und Sauerstoffmoleküle (O2) im Weltraum. Die astronomischen Ziele und die wichtigsten wissenschaftlichen Fragen beziehen sich auf Sternbildungsprozesse, interstellare Chemie und den atmosphärischen Ozonhaushalt.
Odin wird noch immer von OHB Sweden betrieben. Dort im schwedischen Kista ist Stefan Lundin der „Herr“ über Odin. Als Project Manager koordiniert er unter anderem zwischen dem Odin-Kontrollzentrum OCC im schwedischen Esrange, verschiedenen Wissenschaftlern und Behördenvertretern. „Ich leite die Odin Mission Control, die sich in Stockholm befindet, zusammen mit einem Kollegen. Wir sind unter anderem verantwortlich für die Validierung und Planung, die Fehlerbehebung, die Erstellung des wissenschaftlichen Fahrplans und die Berichterstattung an beteiligte Wissenschaftler und Behörden. Manchmal passen wir uns auch einer neuen Situation an und ändern eine Befehlsfolge, um auf eine bestimmte Situation besser zu reagieren. Dabei stehen wir im engen Kontakt mit dem OCC. Teilweise sind wir auch für die Software sowohl onboard als auch in den Leitstellen verantwortlich. Aber Änderungen der Software werden glücklicherweise nur in seltenen Fällen vorgenommen“, sagt Stefan Lundin.
Two-in-one: Odin bedient Anforderungen der Astronomie und Aeronomie
Das Hauptinstrument auf Odin ist ein Radiometer, ein Detektor zur Messung der Bestrahlungsstärke, mit einem Teleskop, das sich sowohl für Astronomie- als auch für die Aeronomie-Missionen eignet. Das Radiometer arbeitet im Wesentlichen in Frequenzbereichen zwischen 486-580 GHz und bei 119 GHz.
Für die Aeronomie-Mission wurde die Nutzlast durch einen Spektrographen, ein optisches Instrument, das Licht verschiedener Wellenlängen in sein Spektrum zerlegt und das erzeugte Spektrum mittels geeigneter Detektoren registriert, namens OSIRIS (Optical Spectrograph and Infrared Imaging System) ergänzt.
Wir sind sehr stolz darauf, dass wir alles erreichen konnten, was wir den Wissenschaftlern vorab versprochen haben und weit darüber hinaus.
Odin ist in der Lage, zwischen Astronomie- und Aeronomiemodus zu wechseln. Er kann stundenlang astronomische Ziele höchstpräzise „anstarren“ oder alternativ die Erdatmosphäre mit verschiedenen Geschwindigkeiten in einer Höhe von 10 bis 120 km, 40-mal pro Umlaufbahn, abscannen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir alles erreichen konnten, was wir den Wissenschaftlern vorab versprochen haben und weit darüber hinaus“, sagt Stefan Lundin.
Und gibt es am 20. Februar nun eine große Party zum 18. Geburtstag des technischen Wunderwerks aus Schweden? Stefan Lundin bleibt da bodenständig: „Nichts Großes. Eventuell Anfang Juni, wenn Odin zum 100.000. Mal die Erde umrundet hat.“