Augsburg, Deutschland. Die Rocket Factory Augsburg AG (RFA), eine Beteiligung des deutschen Raumfahrtkonzerns OHB SE, hat den größten Teil eines Projektes der Phase 0/A mit der französischen Raumfahrtbehörde CNES zur Realisierung eines Startplatzes für das RFA-ONE-Trägersystem auf dem historischen Diamant-Startkomplex in Kourou, Französisch-Guayana, abgeschlossen. Zuvor hatte die RFA bekanntgegeben, zusammen mit dem norwegischen Unternehmen Andøya Space auch auf der Insel Andøya einen Startplatz für Microlauncher einzurichten, von dem aus ab 2022 Startdienste für Kleinsatelliten angeboten werden sollen.
"Die Vereinbarung zwischen unseren Unternehmen erweitert nicht nur das Portfolio an Startdienstleistungen der RFA, sondern bietet unseren Kunden auch die Möglichkeit, Nutzlasten von europäischen Territorium aus in verschiedenen Umlaufbahnen zu platzieren. In dieser Hinsicht ist der Startplatz in Kourou einzigartig", erklärt Jörn Spurmann, Chief Commercial Officer der RFA.
Die RFA wird vom Raumfahrtunternehmen OHB SE und der Münchner Risikokapitalgesellschaft Apollo Capital Partners als strategischer Investor unterstützt. Das Unternehmen entwickelt derzeit ein Trägersystem namens RFA ONE mit einer Nutzlastkapazität von 1,5 Tonnen. Mit diesem sollen Kleinsatelliten von Europa aus in eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht werden. Der erste Start ist für 2022 geplant. Die RFA hat kürzlich das Tanksystem der Oberstufe des Trägersystems bei Tieftemperaturversuchen qualifiziert und bereitet derzeit in Esrange, Schweden, Heißbrandversuche des Haupttriebwerks vor.
Mit einer Fläche von 700 Quadratkilometern und drei aktiven Startkomplexen ist das Raumfahrtzentrum Guayana (CSG) in Kourou die Wiege der europäischen Trägerraketen. Seit 2011 ist es zudem auch eine Basis für russische Sojus-Raketen. Die französische Raumfahrtbehörde CNES ist derzeit dabei, den ELA-4-Startkomplex in Vorbereitung auf die europäische Trägerrakete Ariane 6 neu aufzubauen und investiert dabei auch in die Unterbringung künftiger Trägerraketen, insbesondere wiederverwendbarer Systeme und Mikrolauncher. Die Gewährleistung eines unabhängigen Zugangs zum Weltraum ist eine strategische, politische und wirtschaftliche Entscheidung. Europa bereitet seine künftigen Trägerraketen darauf vor, auf dem hart umkämpften Markt für kommerzielle Startdienstleistungen Schritt zu halten. Der Ruf des CSG als am günstigsten gelegener Weltraumbahnhof der Welt ist in dieser Hinsicht ein entscheidender Vorteil.
Über die RFA
Seit ihrer Gründung im August 2018 hat die RFA ein Team von 75 (Stand: September 2020) New-Space-Veteranen aus zwanzig verschiedenen Nationen zusammengestellt und entwickelt ein Trägersystem der Nutzlastklasse von 1,5 Tonnen. Ein eigener Turbopumpen-Prototyp wurde von Grund auf neu entwickelt und hat Mitte 2019 erste erfolgreiche Tests durchlaufen. Die Qualifizierung des Oberstufentanks unter kryogenen Bedingungen wurde Anfang 2020 erfolgreich durchgeführt. Gleichzeitig wird in Schweden ein Triebwerkstestgelände eingerichtet, auf dem ab September 2020 Heißbrandtests eines Verbrennungsmotors mit abgestufter Verbrennung durchgeführt werden sollen. Bis Herbst 2020 wird zudem das Avioniksystem der Trägerrakete bereit für erste Tests sein. Da alle Systementwicklungen parallel durchgeführt werden, freut sich die RFA, den Status des bevorstehenden integrierten Stufentests im nächsten Jahr präsentieren zu können.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.rfa.space
Über das CNES
Das 1961 gegründete Centre National d'Etudes Spatiales (CNES) ist die Behörde, die für die Gestaltung und Umsetzung der französischen Raumfahrtpolitik in Europa verantwortlich ist. Ihre Aufgabe ist es, die Raumfahrtsysteme der Zukunft zu entwickeln, Raumfahrttechnologien zur Reife zu bringen und Frankreichs unabhängigen Zugang zum Weltraum zu gewährleisten. Das CNES ist ein zentraler Akteur des europäischen Raumfahrtprogramms und eine wichtige Quelle für Initiativen und Vorschläge, die darauf abzielen, Frankreichs und Europas Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Es konzipiert und führt mit seinen Partnern in Wissenschaft und Industrie Weltraumprogramme durch und ist eng in zahlreiche internationale Kooperationsprogramme eingebunden - der Schlüssel zu jeder weitreichenden Weltraumpolitik. Die mehr als 2.400 Mitarbeiter der Behörde bilden mit rund 1.800 Ingenieuren und Führungskräften, von denen 35 % Frauen sind, ein außergewöhnliches Talentreservoir. Durch seine Innovationsfähigkeit und seine vorausschauende Vision trägt das CNES zur Förderung neuer Technologien bei, die der Gesellschaft als Ganzes zugutekommen.
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