Raumfahrt – das war schon immer eine der größten Leidenschaften von Michaela Benthaus. Die Vorstellung, dass die Erde Teil von etwas Riesigem ist und dass vieles so unerforscht ist, findet sie besonders faszinierend. Als Kind wollte sie gerne Astronautin werden und irgendwann in den Weltraum fliegen. Neben Raumfahrt spielt Sport eine große Rolle in ihrem Leben, früher hat die Münchnerin jede freie Minute beim Parkour oder auf dem Mountainbike im Bikepark verbracht. Vor vier Jahren hatte Michi einen schweren Unfall beim Downhillfahren und ist seitdem querschnittsgelähmt.
Obwohl sie nun im Rollstuhl sitzt, sind ihre Leidenschaften gleich geblieben: „Mein Kopf ist ja derselbe, aber die körperliche Situation hat sich verändert“, beschreibt Michi. „Mich haben Sport und Raumfahrt schon immer angetrieben, das sind meine Leidenschaften und was mich motiviert. Sport ist dann zu einem großen Teil weggebrochen, jetzt spiele ich noch Tennis und fahre Kart – aber Raumfahrt kann ich immer noch machen! Raumfahrt hat mich nach meinem Unfall am meisten aus der Verzweiflung geholt. Astronautin werden kann ich jetzt zwar nicht mehr so einfach, aber das kann niemand einfach.“
Michi hat ihren Bachelor in Mechatronik abgeschlossen und studiert aktuell Aerospace Engineering im Master an der TU München. Im Herbst hat sie ein Praktikum beim DLR in Oberpfaffenhofen absolviert: „Ich habe im Bereich Flugdynamik für Satelliten gearbeitet (dort geht es unter anderem um den Betrieb von EnMAP), weil ich Orbitmechanik so gerne mag, das war ziemlich cool.“
Ein Highlight steht nun vor der Tür: Am 14.12. fliegt Michi in den USA Parabelflüge und führt dort Experimente in der Schwerelosigkeit durch. Das Ganze läuft über den Verein AstroAccess, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Weltraumforschung zu fördern. Michi, die von OHB gesponsert wird, ist die einzige deutsche Teilnehmerin. Aus Europa nimmt noch ein Spanier teil, die anderen kommen aus Australien, Brasilien und den USA.
„Es geht darum, Möglichkeiten zu finden, dass auch Menschen mit Behinderungen ins Weltall fliegen können und irgendwann als Astronautin oder Astronaut arbeiten können. Ich freu mich schon total, bin mega gespannt wie es ist, schwerelos zu sein, das kann man ja nicht wissen, bevor man es ausprobiert hat. Ich bin aber auch ein bisschen nervös“, erzählt Michi. Jeder Teilnehmende fliegt 20 Parabeln und führt dabei ein Experiment durch. Während Astronauten sich in Schwerelosigkeit mit Hilfe ihrer Füße stabilisieren können, ist dies für die querschnittsgelähmte Michi nicht so einfach möglich. Sie ist daher Teil eines Experiments, bei dem andere Möglichkeiten zur Stabilisierung gefunden werden sollen, beispielsweise mit einem Gürtel um die Hüfte unter Verwendung von Klett oder Magneten. Das ist wichtig, um in der Schwerelosigkeit im Weltall Arbeiten in Ruhe durchführen zu können. Ein weiteres großes Thema ist es, die Sicherheit behinderter Menschen in Notfallsituationen sicherzustellen. Bei den letzten fünf Parabeln wird Michi daher Teil eines Experiments sein, bei dem getestet wird, wie gut Menschen mit verschiedenen Behinderungen einen Sitz in Schwerelosigkeit verlassen und in diesen auch wieder zurückkehren können.
Michi war auch schon zu Gast bei OHB in Oberpfaffenhofen, hat sich den Standort angeschaut und im Reinraum das PLATO-Instrument gezeigt bekommen. Nun freut sie sich auf ihre Reise in die USA und zählt bereits die Tage. Michis Art und Einstellung sind super inspirierend, sie sprüht vor Lebensfreude, ist absolut lebensbejahend und positiv. Wir freuen uns sehr, dass Michi diese Chance der Parabelflüge bekommt und dass wir sie dabei unterstützen können, um damit zusätzlich das wichtige Thema Inklusion in der Weltraumforschung weiter zu stärken.