Ein Satellit muss entwickelt, gebaut und betrieben werden. Aber um die gelieferten Daten auch sinnvoll interpretieren zu können, bedarf es eines erfahrenen wissenschaftlichen Partners. Für diesen Zweck holte die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR das Deutsche GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) ins Boot, das von Beginn an die wissenschaftliche Leitung der Mission EnMAP übernahm. Saskia Förster ist Geoökologin am GFZ und erklärt im Interview, warum der wahre Wert von Datenmaterial erst durch eine umfassende und zielgerichtete Interpretation entsteht.
Inwiefern ist das GFZ an der Mission EnMAP beteiligt?
Saskia Förster: Das GFZ ist seit Beginn der Mission als wissenschaftlicher Partner des DLR dabei. Eine Aufgabe bestand dabei in der Simulation der zu erwartenden Daten. Der Simulator entstand am GFZ und unterstützte OHB bei der Definition des EnMAP-Instruments. Ferner wurden bei uns eine Reihe von Algorithmen für die Vorprozessierung und die anwendungsbezogene Auswertung der Daten entwickelt. Viele der Algorithmen sind nun Teil der ebenfalls im wissenschaftlichen Programm von EnMAP entwickelten so genannten EnMAP-Box. Dieses Paket unterliegt der Open Data Policy und steht damit jedem Nutzer frei zur Verfügung.
Wann können wir die ersten Daten erwarten?
Es wird es einige Wochen dauern bis wir Daten erhalten. Dann stehen wir bereit und schicken unsere Validierungsteams ins Feld – die unabhängige Validierung der Daten neben der des Bodensegments am DLR gehört auch zu den Aufgaben des GFZ. Wir sind damit die Qualitätskontrolleure.
Wie werden zukünftige Nutzer unterstützt, die Daten zu interpretieren?
Dafür bieten wir für die künftigen Nutzer der hyperspektralen Fernerkundung Schulungen an. Das sind in der Regel Online-Schulungen. Ein Grundlagen-Kurs ist bereits seit November online. Wer sich über die Schulungen informieren möchte, kann dies auf der Webseite enmap.org tun. Weitere
Kurse für die Anwendungsbereiche Gewässer, Landwirtschaft, Böden etc. sind in Vorbereitung. Zukünftig würden wir auch gern das Personal in Behörden, beispielsweise in den Umweltressorts, schulen. Das kann sinnvoll sein, wenn es beispielsweise darum geht, die Gewässergüte in einem bestimmten Landkreis zu messen. Bis jetzt werden häufig Leute rausgeschickt, die Proben entnehmen. Das ist gut, aber es ist eben nur eine punkthafte Detektion. Und der Vorteil der Fernerkundung ist eine flächenhafte Erfassung der Umweltparameter.
EnMAP hilft also beim besseren Umweltschutz?
Definitiv. Und darin vereinen wir einen öffentlichen und kommerziellen Nutzen: Denn es gibt immer mehr Firmen, die sich auf spezielle Anwendungen wie die Sanierung von Bergbauflächen oder die Entfernung von Schadstoffen aus der Umwelt spezialisiert haben. Der große Vorteil der hyper-
spektralen Fernerkundung ist auch die Fähigkeit, verschiedene Materialien unterscheiden zu können. Insgesamt werden wir aber sicher noch viele weitere Anwendungsfälle generieren
können und erst im Laufe der Mission sehen, welchen Nutzen wir aus den Daten ziehen können. Eines ist klar: Es stehen intensive Monate vor uns.