Das Flyeye ist ein optisches Instrument, das ein sehr großes Gesichtsfeld und eine hohe Auflösung besitzt. © ESA/A. Baker

Das Flyeye-Teleskop

Frühwarndienst für den Himmel

In der jüngsten Vergangenheit häuften sich die Meldungen über Asteroiden, die die Erde nur knapp verfehlten. Erst am 10. Oktober 2019 erweiterte die ESA ihre Risikoliste um den Asteroiden „2019 SU3“, der im September 2084 auf die Erde treffen könnte. Im Juli 2019 war der Asteroid „2019 OK“ beinahe unentdeckt an der Erde vorbeigeflogen. Auch der Asteroid Apophis „Gott des Chaos“ sorgte für Aufregung: In 2029 soll dieser Asteroid uns in einer Entfernung von rund 30.000 Kilo­meter passieren und so der Erde gefährlich nahe kommen. Wie können wir uns davor schützen?

900 potentielle Near Earth Objects

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist die Erweiterung unseres Wissens über Asteroiden zwingend erforderlich, da nach wissenschaftlichen Erkenntnissen statistisch gesehen alle paar Jahrhunderte mit einem Asteroideneinschlag, der große Schäden verursachen kann, gerechnet werden muss. Je mehr wir über Asteroiden wissen – dies reicht von ihrer Entdeckung und Identifizierung über ihre Flugbahn bis hin zu ihrer Zusammensetzung –, desto besser können wir uns auf den Tag X vor­ bereiten, an dem ein Asteroid einer potenziell gefährlichen Größe (d. h. mit einem Durchmesser von mehr als 100 Metern) auf unseren Planeten zusteuert. 900 potenziell gefährliche sogenannte Near Earth Objects werden derzeit überwacht. Mit dem ersten von OHB Italia in Mailand entwickelten und gefertigten Flyeye-Teleskop der ESA sollen in naher Zukunft von ­Sizilien in Italien aus die Beobachtungen unterstützt werden.

Das Flyeye ist ein optisches Instrument, das ein sehr großes Gesichtsfeld und eine hohe Auflösung besitzt. Es ist der komplexen Struktur des Auges einer Fliege nachempfunden und verdankt dem Vorbild der Natur seinen Namen. Das Teleskop kann Himmelskörper ab einer Größe von 40 Metern Durchmesser drei Wochen vor dem drohenden Einschlag auf der Erde entdecken. „Für mich ist unsere Arbeit immer dann besonders wert­voll, wenn mit der Expertise der OHB-Mitarbeiterinnen und -Mit­arbeiter ein sinnvoller Beitrag für die Menschen geleistet werden kann“, sagt Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB SE.
Voraussichtlich 2023 wird das Teleskop von Mailand nach Sizilien gebracht werden.

Heimat in 1.865 Metern Höhe

Die ­finale Montage auf dem Berg ­Mufara, in einer Höhe von 1.865 Metern, wird voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres geschehen, sodass das Fly­eye Ende 2023 einsatzbereit sein könnte. Die Infrastruktur vor Ort stellt die ESA in Kooperation mit der Italienischen Raumfahrtagentur ASI bereit. Nach ESA-Angaben sollen künftig mehrere Flyeye-Teleskope weltweit installiert werden. Die Daten, die das Flyeye erfasst, werden zusammen mit denen von europäischen und internationalen Astronomen zum Minor Planet Center (MPC) der International Astronomical Union in den USA gesendet. Das MPC ist die internationale Anlaufstelle für Asteroidensichtungen. Das Near-Earth-Object Coordination Centre (NEOCC) der ESA in Italien wird den Einsatz des Flyeyes planen und koordinieren. Dabei werden auch die Daten des in Chile installierten „Very Large Telescope“ einbezogen. Die Berechnungen der ESA sollen dann Prognosen von bis zu 100 Jahre im Voraus ermöglichen. Auch wenn es vermutlich in den kommenden 100 Jahren keinen Asteroiden gibt, der die Erde treffen wird, werden dennoch hunderttausende ungesehen und nicht erfasst bleiben.

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