Es ist ein Privileg, einem Pionier der Raumfahrt zu begegnen. Und es ist eine glückliche Fügung, wenn ein Raumfahrtpionier seine Ideen und Visionen gemeinsam mit seinem Team auf den Weg bringen und zum Erfolg führen kann. Ein Raumfahrtpionier, dem das vortrefflich gelungen ist, und der nicht nur für OHB eine ganz besondere Rolle spielt, war Prof. h.c. Manfred Fuchs. Der charismatische Visionär wäre am heutigen Tage 80 Jahre alt geworden - ein Anlass, an seine Verdienste für die deutsche und europäische Raumfahrt und sein unternehmerisches Wirken zu erinnern.
Der Südtiroler Manfred Fuchs war Anfang der 1960ger Jahre Mann der ersten Stunde beim „Entwicklungsring Nord“ (ERNO), arbeitete unter anderem an Entwürfen für die Europa-Rakete und wurde später als Initiator des Columbus Programms geehrt. In den einstigen 5-Mann Betrieb "Otto Hydraulik Bremen" stieg er im Jahr 1985 voll ein und setzte den Kurs neu Richtung Raumfahrt. Seine klugen Ideen und sein Weitblick brachten die Firma nicht nur schnell voran, sein Spirit inspirierte und motivierte immer wieder aufs Neue. Seine Visionen und so manche unternehmerische Weichenstellung prägten und prägen OHB bis heute. OHB zählt mittlerweile zu den Top-Adressen der europäischen Raumfahrtindustrie und bedient das gesamte Spektrum der Raumfahrtanwendungen. 2.500 Menschen in Europa arbeiten derzeit in der weiter wachsenden OHB-Unternehmensfamilie.
Entwicklung zur Nummer 3 in Europa
Die sprichwörtliche Garagenfirma, die er gemeinsam mit seiner Frau Christa führte, versprühte schon in den 1980gern „Start-up“-Spirit, als es den Begriff hierzulande noch gar nicht gab. Manfred Fuchs dachte zwar groß, sah aber schon früh - und gegen den herrschenden Trend - die Vorzüge kleinerer, leichterer und damit preiswerterer Satelliten.
Der „Professor“ war neuen Konzepten und Innovationen gegenüber stets aufgeschlossen, er suchte neue Wege, wollte Raumfahrt „einfacher“ machen. Zeugnis seiner Bestrebung ist die 2007 in Betrieb genommene erste Satelliten-Konstellation von OHB: SAR-Lupe besteht aus fünf baugleichen, kleineren und modular aufgebauten Satelliten und leistet nach wie vor und äußerst zuverlässig Dienst im All. Das erfolgreiche Konzept wurde innerhalb der OHB-Gruppe auf andere Satellitenprojekte übertragen.
Realität geworden ist diese Manfred-Fuchs-Vision auch in Gestalt der SmallGEO-Satellitenfamilie der zwei bis drei Tonnen Klasse. Der SmallGEO-Erstling verrichtet seit Anfang 2017 in 36.000 km Höhe äußerst zuverlässig seinen Dienst als Telekommunikationssatellit. Manfred Fuchs war es nicht vergönnt, diesen großen Erfolg in der Geschichte seines Unternehmens mitzuerleben.
Leider hat er auch keinen Start der von OHB entwickelten und gebauten Galileo-Satelliten erleben dürfen. Dass heute vier Galileo-Satelliten von OHB auf einen Streich ins All starten sollen, wäre für ihn sicherlich ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gewesen. Gerade weil er es war, der im Jahr 2007 die Order gab, für die damals noch viel kleinere OHB System AG Aufträge für zwei Galileo-Satelliten an Bord zu holen. Dass zehn Jahre später ganze 34 Satelliten bei der Bremer Satelliten-Manufaktur bestellt sein würden, hat wahrscheinlich selbst Manfred Fuchs nicht absehen können!
Leidenschaft Mond
Der Mond hatte es Manfred Fuchs schon früh angetan. Er kämpfte lange für eine Rückkehr zum Mond und war auch diesbezüglich seiner Zeit weit voraus. Leider blieb seine Mondmission "Mona Lisa" trotz unermüdlichen Einsatzes ein unerfüllter Herzenswunsch. Er ließ sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen, blickte vielmehr wie gewohnt nach vorne und war bereit für neue Herausforderungen. Posthum wurde zu seinem Gedenken eine private "Manfred Moon Memorial Mission“ (4M) zum Erdtrabanten geflogen. Dass während der Mission auch Funkamateure aus der ganzen Welt eingebunden waren, hätte den Menschenfreund Manfred Fuchs sicher gefreut.
Erinnerungswürdig
Seine Ideen und Visionen werden sich aufgrund ihres Erfolges noch eine geraume Zeit lang auch in Hardware und Produkten aus dem Hause OHB manifestieren. Sie prägten aber auch die deutsche und europäische Raumfahrt; genau wie viele Menschen, denen er in seinem Berufsleben begegnete. Seine große Begeisterungsfähigkeit und Beharrlichkeit motivierte viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder zu Höchstleistungen. Er wollte die Agilität und Flexibilität der Anfangszeit in der DNA des wachsenden Unternehmens verankern und die Expertise und zunehmende Schlagkraft des Unternehmens klug nutzen. Er blieb offen für unkonventionelle Ideen und pragmatische Lösungswege. Dabei vergaß er aber nie, Mensch zu bleiben. So hatte er ein offenes Ohr für die Belange der Belegschaft und bemühte sich um einen fairen Umgang mit Geschäftspartnern und Wettbewerbern.
Er war als Unternehmerpersönlichkeit und Raumfahrtexperte weit über die Grenzen Deutschlands bekannt, anerkannt und geschätzt. So wundert es nicht, dass der Gemeinderat im bayerischen Weßling eine Straße nach ihm benannte: „Manfred-Fuchs-Straße 1“ steht am Eingang des dortigen Sitzes der OHB System AG.
Prof. Dott.-Ing. h.c. Manfred Fuchs verstarb im April 2014 im Alter von 75 Jahren. Er hat in seinem privaten und beruflichen Leben viel erreicht und viel erlebt. Bestimmt hatte er noch viel vor und hätte einen reichen Schatz weiterer visionärer Ideen in petto gehabt!